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Trustbuilding 2023💪 - Ein Zwischenfazit

Aktualisiert: 18. Apr. 2023

Meine ersten 14 Wochen (fast) täglichen Vertrauensmuskel-Aufbaus auf der schönen Insel Madeira


Meine Frage an 2023 war und ist: Was kann Vertrauen noch so? Ich mein: Vertrauen ist groß, irgendwie, jede und jeder spricht darüber, wünscht sich mehr davon - doch was geschieht wirklich, wenn man, wenn ich das ein Jahr lang konsequent praktiziere? Systematisch und konsequent - gleich mehr dazu - lasse ich mich vor Allem von meiner Überzeugung führen:

„Misstrauen passiert in Beziehung - Vertrauen auch.“

Denn Dieses „Zuerst mit sich selber klarkommen, bevor man es mit anderen versucht, halte ich für ziemlich überholt, für oft sogar falsch. „Schlimmer" noch: Verletzungen, die vor allem in unseren frühesten Beziehungen entstanden sind, also vorwiegend mit unseren primären und frühsten Caretakern, kannst du mit dir alleine und rational einfach nicht heilen, auch wenn es noch so viele Vorteile hätte. Ganz im Gegenteil, dieses wirklich hartnäckige Dogma kann zu zunehmender Einsamkeit führen und zu der Festigung einer ohnehin omnipräsenten Überzeugung einfach nicht beziehungsfähig zu sein.

Ich selber habe so endlos viele Jahre Selbsterfahrung und psychologische Weiterbildungen hinter mir. Und vorwiegend dort war es auch, wo ich immer wieder zu mir selbst zurückverwiesen wurde, wenn ich auf Schwierigkeiten in meinen Beziehungen stieß. Damit allerdings war ich wenig erfolgreich, zumindest nicht auf Dauer und nachhaltig. Das förderte wiederum nicht gerade mein Selbstvertrauen - Schließlich schien ja ganz offensichtlich was nicht in Ordnung mit mir und der Teufelskreislauf von Vermeidung und Frustration begann sich schneller zu drehen.


Kommt dir das bekannt vor?


Ich Jedenfalls widmete mich in den letzten Jahren dem Ansatz Verletzungen, die in Beziehungen entstanden sind, wieder in Beziehung zu bringen - sehr, sehr achtsam und nicht allein. „Mein" Erfolg ist seitdem deutlich größer und andauernder - der Weg deutlich lebendiger, verbindender und oft auch sehr viel schmerzhafter.

Entsprechend folgerichtig kommt der Impuls ausgerechnet jetzt darüber zu schreiben von meiner Liebsten und damit auch von meiner größten Vertrauens-Sparingspartnerin, mitten also aus meiner intimsten Beziehung.

Als ich mich diese Tage frustriert fragte wie ich denn am besten meine Trainingsangebote kommunizieren soll, erwiderte sie ganz trocken: „Schreib doch einfach darüber, wie Deine eigene Medizin auf dich wirkt!“ Genial und in meiner eigenen Welt, die sich oft so komplex anfühlt fast zu einfach, um wahr zu sein. Aber nur fast 😌


Zuerst mal ein paar Etappen meines täglichen Vertrauenstrainings


Meine erste Vertrauensentscheidung treffe ich jeden Morgen, im Normalfall zwischen 5 und 6 Uhr. Es ist der erste Moment im Tag, in dem ich mein Vertrauen oder mein Misstrauen aktiviere - in mich und von dort wirkt diese Entscheidung in den Rest des Tages.

Denn stehe ich direkt zu der Zeit auf, die ich mir vorgenommen habe, steigt was wir „Selbstwirksamkeitsüberzeugung“ nennen, und das ist sehr mit Selbstvertrauen assoziiert. Biochemisch belohnt mein Körper mich fast direkt mit Unmengen an Adrenalin, Dopamin und einigen weiteren Kariesfreien Süßigkeiten.

Snooze ich, womöglich mehrfach - und das passiert mir nicht gerade selten - könnte dies zu viel Misstrauen führen, vor Allem mir selber gegenüber. Schließlich war ich es selber, der diesen Termin zum Aufstehen gewählt hat.

Aus dieser Nummer komme ich dann nur mit viel Mitgefühl meinem eigenen Körper gegenüber - schließlich brauchte dieser ganz offensichtlich das Extra an Schlaf. Nachsichtigkeit mit anderen und vor allem mit mir selber, ist für mich zuweilen fortgeschrittenes Training!

Auf meine eigentliche Morgenroutine, die eine Meditation, sehr guten Kaffee und einiges weitere beinhaltet, gehe ich gerne ein anderes Mal genauer ein.

Vertrauens Check-in am morgen


Auf jeden Fall startet dann um 9:00 die eigentliche und tägliche Vertrauensroutine in unserem Workshop-space hier bei uns zu Hause. Die unterschiedlich große Gruppe. führe ich, hier und oft auch online, dann erst mal mit unserem Bewusstsein zurück in unsere Körper. Mag simpel klingen, ist es manchmal auch, auf jeden Fall aber entscheidend für die Vertrauensschaffende Form der Kommunikation, die wir anschließend praktizieren.


„Wie geht es mir gerade wirklich?“, klingt wieder so einfach, aber können wir das überhaupt spüren?

Und wenn ja: "Trauen wir uns dies dann auch uns und anderen mitzuteilen?"

Und wenn ja: "Geht das in einer Art, die Vertrauen, und Nähe statt Misstrauen und Schmerz schafft?"

Und, als sei das nicht genug: "Geht das sogar gerade auch dann, wenn es besonders tricky und schmerzhaft wird?"


Wenn das für dich easy klingt - Glückwunsch!!

Ich fühlte mich gerade in den letzten 3 Monaten oft wie jemand, der im Himalaya herumklettert und plötzlich feststellt, dass er nur eine Badehose anhat.


Mit Sicherheit fror ich nur in Badehose auch schon auf dem Weg dorthin, doch erst nach all dem Training hier fing ich an zu verstehen, dass all dies zusammenziehen und anspannen von Muskeln und Körperteilen bedeuten könnte, dass mir ganz schön kalt ist. Ich hatte mich an das Frieren schon so sehr gewöhnt, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern konnte wie unfassbar wohl und behaglich man sich fühlen kann. Entsprechend wäre ich, bevor ich so intensiv übte die Prozesse in meinem Körper auch wirklich bewusst wahr zu nehmen, nie auf die Idee gekommen mir einfach ein bisschen mehr über zu ziehen. Wie auch?


Misstrauen und Gewalt


Heute Morgen wache ich nach 14 Wochen täglichen Vertrauenstrainings durch die Musik meiner Kaffeemühle auf. Sofort weiß ich: "Das waren die letzten Bohnen meines Lieblingskaffees“ Und dieser ist fast das einzige, das ich hier für mich ganz alleine beanspruche. Das wissen alle hier in unserer Community auch ganz genau - jedenfalls ist die Packung mit der speziellen Röstung jetzt leer. Dieser Kaffee ist Bestandteil meiner heiligen Morgenroutine. Daran, dass sie dessen Crash so bewusst in Kauf nehmen, merke ich, dass sie die Insel, auf der wir hier gemeinsam leben, total lieben, mein Zuhause total schätzen - dass Ich aber, und meine Bedürfnisse, Ihnen deutlich weniger wichtig sind. Und dann auch noch diese Heimlichtuerei am frühsten Morgen. Ich bin enttäuscht und traurig.

Natürlich werde ich versuchen freundlich zu bleiben - mir liegt ja trotzdem viel an einer guten Atmosphäre hier und schließlich sind wir alle Menschen und machen Fehler. Meine Grenzen allerdings muss ich ganz offensichtlich sehr viel deutlicher kommunizieren und im Zweifel natürlich auch verteidigen.


All diese inneren Stimmen sind wirklich laut in mir zu hören und auch nur unter einer einzigen Bedingung überhaupt als Stimmen, und nicht als Tatsache: Ich spüre im selben Moment meinen Atem schneller werden, meine Hände werden feuchter, ich nehme Geräusche wie Autos plötzlich viel lauter wahr. Dies wäre mir früher nicht aufgefallen - doch jetzt passiert immer öfter ein:

„Upss! Da scheint jemand ordentlich getriggert zu sein!“

Und es sind nicht die Anderen - denn die trinken dazu gerade einen viel zu guten Kaffee…


Dass ich getriggert bin sagt mir nicht mein Verstand, denn dieser ist im getriggerten Zustand schlicht abgeschaltet - und genau dies ist auch schon fast die ganze Krucks!


Denn unsere Fähigkeit rational und planvoll zu handeln schaltet dann auf Stand By, in den totalen Energiesparmodus und dies zu erkennen, dies zu akzeptieren und vor Allem entsprechend zu handeln, oder vielmehr nicht zu handeln, ist einer der großen magischen aber auch ziemlich schweren Schlüssel. Wir brauchen einen Raum, in dem wir echte Entscheidungen treffen können, z.B. ob ich denen aus meiner Community oder dem Misstrauen selbst misstraue…


Aus all dieser Zeit hier auf Madeira resultiert auch einer meiner vielleicht unangenehmsten Erkenntnisse: Es steckt noch so viel Angst, Misstrauen und Schmerz in meinem Körper fest. Aus all der Gewalt, die ich in meinen frühen Lebensjahren erlebt habe, habe ich längst Verteidigungsstrategien entwickelt, die nun andere als gewaltsam erleben und gegen die diese sich wehren, also ebenfalls verteidigen und der nächste Kreislauf dreht seine einsamen Runden…

„Alone we’re f*cked - together we can do it“

Natürlich sind all diese Erkenntnisse in Wirklichkeit wunderbar und ich bin sehr dankbar zu solchen Einsichten überhaupt in der Lage zu sein! Wirklich glücklich machen mich diese jedoch noch nicht - mein Wunsch sind nicht gute Erkenntnisse, sondern gute und sichere Beziehungen zu leben. Und dafür brauche ich andere um mich herum, den ähnlichen Wünschen folgen und diese anderen brauchen auch mich!

„Trauma happens when we’re alone with too much. Healing happens when we are together with just enough“

Diese beiden letzte Zitate sind Lehren meines wunderbaren Mentors in Sachen wirklich moderner Arbeit an Traumatas: Buster Ratvik.

Demnach hat das Heilen zwei wichtige Aspekte: Sie geschieht nur zusammen mit anderen und zwar mit gerade genug Herausforderungen (statt mit zu viel davon).



Es mag wieder fast zu simpel klingen, um wahr zu sein, doch es sind vor Allem die morgentlichen Routinen und die Workshops, die ich online und hier auf Madeira zu diesen Themen gebe, die für mich den entscheidenden Unterschied machen. In diesen erzeuge ich für andere die Ruhe, und den Mut verletzlich in das Zentrum der Achtsamkeit zu treten und vermittle die Werkzeuge, die es braucht, um von dort aus (wieder) Vertrauen auf zu bauen. Und während ich dort anderen eine Stütze bin, geben sie mir Halt in meinem Leben zurück. Auch ich spreche dort, sehr verletzlich, aus, zum Beispiel wie sehr ich sie bereits wegen ein wenig Kaffee verurteilt hatte und wie viel Scham, Schuld und Frustration ich dabei fühle. Und dies als Leiter dieser Gruppe…


Dual Awareness - das größte „Geschenk der Blindheit

Dass ich das Blindsein für eines meiner größten Geschenke halte, ist für die, die mich kennen, längst kein Geheimnis mehr. Doch mit dem Vertrauen vereint die Blindheit sich am innigsten dort, wo sich auch die zwei verschiedenen Ebenen des Bewusstseins am nächsten kommen. Die eine Ebene ist die prozedurale, implizite und vor Allem unbewusste Ebene: "Wie konnte sie nur, das ist total ungerecht, ich muss mich sofort verteidigen und ihr die Grenzen in aller Deutlichkeit aufzeigen!" Doch die andere ist die deklarative und beobachtende Ebene, auf der ich den schnelleren Atem wahrnehme, meinen Kiefer, der sich verspannt und mein Blick, der gehetzt den Raum absucht. Durch diese habe ich, unter sehr guten Umständen, auch die Chance Inne zu halten, Und wenn mir dies in schwierigen Momenten sogar gelingt, bevor ich meinen Mund zum Reden öffne, kann dies ziemlich viel Vertrauen schaffen - bei anderen genauso, wie in mir selber.


Das Stichwort hier ist zweifaches Bewusstsein: Ich spüre mich zum einen total aktiviert, davon überzeugt, dass ich einen Gegner habe, den ich niederstrecken, oder von dem ich davonlaufen muss. Gleichzeitig aber bin ich mir der Anzeichen bewusst, die auf Angst hindeuten und darauf, dass gerade mein Autopilot übernommen hat. Damit bin ich nicht der Autopilot selber - diese Instanz in mir, die mich vor dem Eisberg schützen will, in dem sie nur noch diesen sieht - der Knall ist dann schon fast hörbar. Wer schon mal versucht hat nicht an einen rosa Elefanten zu denken, weiß was ich meine…

Jedenfalls ist dieses duale Bewusstsein ein großes Thema für sich, und der Garant für mich als Blinder Mensch ein weiterhin bereichernder Teil dieser, manchmal sich doch recht anstrengend anfühlenden Welt zu bleiben. Denn um mich sicher, sogar genussvoll und inspiriert in dieser zu bewegen, stelle ich mir diese äußere Welt auch sehr oft innerlich vor - sogar buchstäblich auf Schritt und Tritt.

Denn der Weg zu meinem Bäcker hier um die Ecke beinhaltet einige Stufen abwärts – diese auch blind zu berücksichtigen hält mich mental fit und körperlich ziemlich gesund.😌


Blind Sein in dessen besten Variante bedeutet für mich alle Selbstverständlichkeiten und Automatismen, die mit dem Sehen entstanden sind, über Bord zu werfen, um mich wieder live in meiner Realität zu bewegen. Ich nenne das auch den Switch in den Lifemodus - in das echte Hier und Jetzt - dorthin, wo einzig Veränderung möglich ist. Viele Menschen um mich herum nehmen in mir oft eine sehr hohen Präsenz war - ich schätze, dass diese in genau diesem Raum entsteht.



BTW: In der betreffenden Morgenrunde kam heraus, dass ich ganz zu Beginn, als ich über meine Kaffeebohnen schwärmte, auch lächelte und stolz erwähnte, dass dieser mein besonderer Kaffee sei, hell und ausgezeichnet geröstet. Sie empfanden dies als stolze und herzliche Einladung - und das ergibt, so gesehen, total Sinn. Kaum fassbar wie schwer es mir heute noch immer fällt meine Grenzen friedlich und selbstbewusst zu kommunizieren, mir zu Liebe und nicht gegen andere. Wahrscheinlich in diesem Fall, weil mir so wichtig ist gleichzeitig ein herzlicher und großzügiger Gastgeber zu sein. Jedenfalls ist dies geklärt, ich bin mir meines morgentlichen Kaffees sicher, und den Autopiloten konnte ich gerade noch rechtzeitig abschalten, bevor dieser die nächste Bruchlandung initiiert hätte.

Naja - das also ein „kurzer“ Zwischenbericht aus dem ersten Viertel des Jahres - To be continued…

Wenn Du Lust hast Teil dieses Vertrauensexperiments 2023 zu werden, habe ich jetzt drei herzliche Einladungen an dich:


  1. Der aus meiner Sicht aufregendste, und vielleicht auch mutigste Einstieg in diese Vetrauensreise mit dir, mir und anderen ist das Peter Pan Experiment 2023. Es startet als kurzer Onlineworkshop, schon am 3. Mai und könnte dich anschließend, wenn dir das Freude brachte, sogar bis ins nächste Jahr tragen. Hier erhältst Du mehr Infos: https://www.villa-nueva.com/peter-pan-academy

  2. Du kannst auch (erst mal) an einem Blind Forum - Hybrid Reality Event teilnehmen - des Trainingseffekts wegen, jeden Dienstagmorgen und ebenfalls online, oder auf Wunsch auch offline vor Ort. Dieser Workshop ist Im Übrigen beim Peter Pan Experiment inklusive. Hier erhältst Du mehr Infos zu diesem Workshop: https://www.eventbrite.com/e/blind-forum-hybrid-reality-trust-in-connection-tickets-577018306287

  3. Und wer dies total gut findet, Vertrauen jedoch (erst mal) lieber one to one hätte, kann sich mal mein Blindspot Coaching anschauen. Auch auf dieses Format bin ich besonders stolz. Es sind nur 20 Minuten im reinen Sprachformat: Ein konkretes Thema, eine kurze Vertiefung und zum Schluss ein konkretes Tool, mit dem du dein Vertrauen an dieser Stelle aktivieren kannst. Zu diesem Coaching findest Du hier mehr: https://calendly.com/franciscovillanueva/speed-trust-coaching-session-20-minutes-clone

Lass mich doch gerne mal in DMs oder in den Comments wissen, wie diese Erfahrungen und Sichtweisen bei dir landen - vielleicht auch was Du über Vertrauen denkst. In jedem Falle hoffe ich sehr Du genießt diesen wunderbaren Frühling - herzlich aus Madeira, Francisco


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